RatioBlog
14.
Januar
2011

Daniel Kehlmann - Die Vermessung der Welt

Geschrieben von Michael Hohner am 14. Januar 2011, 08:35:53 Uhr:

Daniel Kehlmann beschreibt in seinem Bestseller „Die Vermessung der Welt”… ja, was beschreibt er da eigentlich?

Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Buch sei eine Biographie von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Dafür ist es aber viel zu knapp geraten. Es werden bestenfalls einzelne Episoden im Leben der beiden Männer beschrieben. Das zudem in einem subjektiven Stil, mit Dialogen, die bestimmt so nicht stattgefunden haben, sondern den Hauptfiguren in den Mund gelegt wurden. Zeitzeugen kommen ebenso nicht zu Wort.

Ist das Buch also ein Sachbuch? Auch das trifft es nicht. Auf die Sache, die Forschungsgebiete von Gauß und Humboldt, wird nämlich allenfalls am Rande eingegangen (mit ziemlich peinlichen Fehlern). Nach dem Lesen des Buchs weiß man im Grunde nicht mehr von dem, womit sich die beiden beschäftigt haben, als vorher. Kaum ein Wort zum Wissensstand vor und nach Gauß und Humboldt, keine Anmerkungen aus heutiger Perspektive.

Ist es also eher ein Sittengemälde, ein Abriss des geistigen, gesellschaftlichen und politischen Lebens am Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Naturwissenschaften zu ihrer Blütezeit ansetzten? Auch hier wäre das Buch viel zu kurz, und die beiden Käuze Gauß und Humboldt sind wohl kaum repräsentativ für ihre Zeit.

Bleibt fast nur noch Fiktion. Beide Hauptfiguren und auch die meisten Nebenfiguren haben jedoch tatsächlich gelebt, sind tatsächlich den beschriebenen Tätigkeiten nachgegangen, und ihre Reisen und Entdeckungen haben (zumindest im Groben) tatsächlich so stattgefunden. Es ist vor allem das „Füllmaterial” im Buch, das fiktional ist.

Was ist also dieses Buch? Auf dem Umschlag steht „Roman”.

Die Vorzüge des Buchs: kurzweilig und leicht zu lesen.

Wertung:

Daniel Kehlmann Die Vermessung der Welt (Taschenbuch) rororo ISBN 978-3499241000 Amazon